Jahresfahrt 2016 nach Welikij Nowgorod: Rückkehr einer alten Tradition

Ziel der Jahresfahrt der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu, die vom 9. bis 11. September stattfand, war in diesem Jahr Welikij Nowgorod, eine etwa 600 km südwestlich von Moskau gelegene Stadt.

Ziel der Jahresfahrt der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu, die vom 9. bis 11. September stattfand, war in diesem Jahr Welikij Nowgorod, eine etwa 600 km südwestlich von Moskau gelegene Stadt.

Bereits Anfang 2016 traf sich der Vorsitzende der Gesellschaft Gregor Huber mit P. Alexej Janduschew-Rumjanzew, dem Pfarrer der Nowgoroder Gemeinde von 2015–2016, in Moskau. P. Alexej gefiel die Idee in seiner Gemeinde ein Triduum in der traditionellen Form zu feiern, da er die Tridentinische Messe gut kennt und wertschätzt. Kurz darauf reiste P. Alexej jedoch zu einem mehrjährigen Studienaufenthalt nach Rom ab, und die Gemeinde erhielt einen neuen Pfarrer. Damit stellte sich die Frage, ob der Nachfolger die Entscheidung seines Vorgängers gutheißen würde.

P. Alexej übergab alle Angelegenheiten vor seiner Abreise an den ihn ablösenden P. Alexej Schachow, und informierte ihn auch über die Absprachen mit der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu. Zu unserer Freude erklärte sich der neue Pfarrer einverstanden. Während eines vorbereitenden Besuchs Gregor Hubers in Welikij Nowgorod am 16. Juli 2016 bestätigte P. Alexej Schachow, dass die Vereinbarung in Kraft bleibt und die Gesellschaft die tridentinische Messe in seiner Gemeinde organisieren kann.

Zum ersten Mal nahm P. Michail Jermaschkewitsch OP, Pfarrer der Gemeinde in der weißrussischen Stadt Senno, an der Reise teil. Seit vielen Jahren unterstützt er regelmäßig die Gemeinde in Moskau, vertritt P. Augustyn Dziędziel SDB während seines Urlaubs und leitet Exerzitien im Advent und der Großen Fastenzeit.

Ihren Anfang nahmen die jährlichen Reisen der Gesellschaft im Jahre 2012, als P. Thomas Huber ein Triduum in Kursk und Wladimir feierte. In den Folgejahren, ebenfalls mit P. Thomas, fanden Reise in weitere Städte statt: Beresniki (2013), Tula (2014), Twer und Perm (2015). Daher stand P. Michail in diesem Jahr vor der Aufgabe, eine bereits etablierte Tradition aufrechtzuerhalten.

Der Katholizismus besteht in Welikij Nowgorod praktisch seit der Zeit der Taufe der Rus, des Beginns der Christianisierung Russlands. Bereits im 11. Jahrhundert gab es in Nowgorod lateinische Missionare, und „die Frauen von Nowgorod trugen ihre Kinder zum Gebet ohne Unterschied zu den orthodoxen und katholischen Priestern.“ Im 12. Jahrhundert wurden in Nowgorod zwei katholische Kirchen errichtet. Der Entwurf des derzeitigen Kirchengebäudes wurde im Jahr 1891 beschlossen, die Kirche selbst wurde unter dem Patronat der Apostel Petrus und Paulus am 8. September 1893 geweiht. Sie wurde an der Stelle einer verbrannten hölzernen Vorgängerkirche errichtet, die fünfzehn Jahre an dieser Stelle gestanden hatte; während eines Brandes konnte der Priester unter Einsatz seines Lebens das Allerheiligste retten. Nach der Revolution blieb die Kirche bis 1933 in Funktion, danach wurde sie geschlossen und die Priester verfolgt. Die Liste der beschlagnahmten Güter umfasste unter anderem 5 Altäre, 48 vollständige Messgewänder und 19 Pluviale (Rauchmäntel).

Das Kirchengebäude wurde zunächst einem Automobilclub übergeben, nach dem Krieg fand das Kinderkino „Rodina“ (Heimat) darin seinen Platz.

Einen kleinen Teil des Gebäudes konnte die Gemeinde im Jahr 1993 erhalten, vollständig wurde die Kirche im Jahre 1996 zurückgegeben. Am 19. September 2010 weihte Erzbischof Pawel Pezzi die wiederaufgebauten Glockentürme der Kirche ein.

Freitag, 9. September

Gemäß dem liturgischen Kalender von 1962 war dies ein Tag IV. Klasse. An diesen Tagen nutzt die Gesellschaft stets die Gelegenheit zur Feier einer Messe für die Verstorbenen – Requiem (Missa cotidiana). In der Messe ministrierten der Vorsitzende der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu Gregor Huber und der örtliche Ministrant Pawel Shesnjakowskij.

Samstag, 10. September

Wie am Vortag ministrierten Gregor Huber und Pawel Shesnjakowskij. An diesem Tag schrieb der Kalender von 1962 am Fest III. Klasse des hl. Nikolaus von Tolentino weiße Gewänder vor. An der Messe nahmen auch drei Schwestern der Kongregation der Franziskaner-Missionsschwestern Mariens (FMM) teil.

Sonntag, 11. September

Dieser Tag war der 17. Sonntag nach Pfingsten, ein Feiertag II. Klasse in der liturgischen Farbe grün. Zum Abschluss unseres Besuches wurde ein gesungenes Amt gefeiert. Dies wurde möglich dank der Mithilfe des Gemeindeorganisten Ilja Dowgij und eines weiteren lokalen Ministranten, Georgij Keworkjan, der in der Messe als Thuriferar diente.

Die Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu dankte P. Alexej Schachow für die Möglichkeit die tridentinische Messe zu feiern. Wir wünschen der gesamten Nowgoroder Gemeinde Gottes Segen.

Postskriptum Gregor Hubers:

Leider zeigten viele Gemeindemitglieder, denen der Klerus nicht erklärte, welche „andere Messe in lateinischer Sprache“ an diesem Wochenende in ihrer Pfarrei gefeiert wurde und was daran ungewöhnlich und besonders ist, kein großes Interesse an der tridentinischen Messe und zogen es vor die Liturgie im Neuen Ritus zu besuchen.

Natürlich erwartet die Gesellschaft nicht, dass ganze Pfarreien den Wert der katholischen Tradition und der vorreformierten Liturgie sofort erkennen, wenn ihre Vertreter eintreffen. Wir freuen uns über jede Person in der Messe und glauben, dass, wenn mindestens eine Seele durch die tridentinische Messe während des Besuchs der Gesellschaft Gott näher gekommen ist, unsere Bemühungen nicht umsonst gewesen sind.

Weitere Berichte über die Jahresfahrten der Gesellschaft finden sie hier.