Auf dem Weg nach Kursk und Vladimir!

Das dritte Ziel der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu —
Katholiken für
»Summorum Pontificum«:
Die Zelebration der überlieferten Hl. Messe in den Gemeinden Russlands.
Auf dem Weg nach Kursk und Vladimir!

Vom 5. bis 9. Oktober 2012 besuchten Kaplan Thomas Huber (Augsburg) und die Vorstandsmitglieder der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu, Gregor Huber und Olga Karpova, auf Einladung der jeweiligen Ortspfarrer, die beiden katholischen Gemeinden in Kursk und Vladimir.

So gelang es der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu, noch vor dem Begehen des zweiten Jahrestages seit ihrer Gesellschaftsgründung, das dritte Ziel erstmals zu realisieren: Die Zelebration der überlieferten Hl. Messe in verschiedenen Gemeinden Russlands.
Seit 2010 arbeitet die Gesellschaft erfolgreich an ihrem ersten Ziel (Organisation einer würdigen Zelebration der überlieferten Hl. Messe in der Kathedrale der Erzdiözese in Moskau) und an ihrem zweiten Ziel (Förderung des geistlichen Lebens der Mitglieder durch Abhalten von eucharistischer Anbetung, des Rosenkranzgebetes und von Exerzitien).

Kursk
Der erste Kontakt zwischen der Gesellschaft und Kursker Katholiken, die am überlieferten Ritus interessiert sind, wurde genau ein Jahr vorher geknüpft. Mitte Oktober 2011, fand in der Gemeinde »Maria Himmelfahrt« auf Initiative der Kursker Katholiken das erste Treffen mit traditionsverbundenen Moskauern statt.

Es wurde eine Vielzahl von Fragen gestellt, vor allem, warum die überlieferte Hl. Messe so anziehend ist. Außerdem wurde auch die Hoffnung geäußert, dass, vielleicht irgendwann einmal, die überlieferte Hl. Messe auch in der Kursker Kathedrale zelebriert wird.
Diese Träum sind durchaus zu realisieren. Gemäß Punkt 16 der Instruktion »Universae Ecclesiae«, der Päpstlichen Kommission »Ecclesia Dei« vom 13. Mai 2011, ist jeder Pfarrer, Rektor oder anderer Priester dem eine Fürsorgepflicht obliegt aufgerufen, dem Priester, der die überlieferte Messe zelebrieren will dies auch zu ermöglichen »wenn dieser Priester gemeinsam mit anderen Gläubigen in einer Gemeindekirche« darum bitten. Hw. H. Pfarrer Jan Bober bestätigte, dass er diesem Wunsch zustimmt und an der Messe teilnehmen wird.
Als dann die Fahrt von Kaplan Thomas nach Kursk absehbar wurde, begannen die Organistin Natalija Strelkova und Chormitglieder sowie zwei Ministranten mit den ihnen möglichen Vorbereitungen. Sie wandten sich im Sommer 2012 auch an die Arbeitsgruppen der Moskauer Gesellschaft und erhielten alle Noten, Anleitungen für die Ministranten und eine Check-Liste mit Dingen, die für eine würdig Liturgie notwendig sind. Den Gläubigen wurde nicht nur das gesamte Material übergeben, sondern auch vor Ort wurde Hilfe bei den Vorbereitungen geleistet: Gregor Huber, Seminiarist Vasilij Prusakov FSSP und Olga Karpova fuhren im Sommer und im Herbst nach Kursk zu Übungen mit den Ministranten und mit dem Chor.
Am Freitag, 5. Oktober 2012, zelebrierte Kaplan Thomas Huber in der Kathedrale »Maria Himmelfahrt« das Requiem mit Gesang. Die Messe wurde für alle Verstorbenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges gelesen.
Es wurde auch der tragischen Momente gedacht. So wurde der letzte Pfarrer der Kursker Gemeinde mit seinen Gläubigen 1938 von Gottlosen in der Kathedrale erschossen. Ungeachtet des Regenwetters und der noch nicht abgeschlossenen Datscha-Saison kamen zur Messe ungefähr 20 Gläubige. Es ministrierten Ruslan Galzov (Kursk) und Gregor Huber (Moskau).

Der Chor sang ausgezeichnet den Introitus »Requiem æternam«, die Sequenz »Dies Iræ«, die Antiphon zum Offertorium »Domine Iesu« und die Communio »Lux æterna«.

Am Samstag, 6. Oktober, wurde die Votivmesse zum Unbefleckten Herzen der Jungfrau Maria gelesen. Die Messe war eine »gelesene« Messe. So sagte Kaplan Thomas, dass dennoch Lieder, auch in der Volkssprache gesungen werden könnten, aber nicht mehr als drei, um den Charakter des »römischen, lateinischen« Ritus nicht zu verdunkeln. Für viele Anwesende war es eine echte Neuheit, dass in der Tridentinischen Messe auch die Landessprache zum Einsatz kommen kann. Am Samstag ministrierten Rafael Arruda (Kursk) und Gregor Huber (Moskau).

Ungeachtet der Anspannung und Ernsthaftigkeit des Programmes meisterte der Chor die Aufgabe am Samstag. Natalia Strelkova bestätigt: »Bei der Teilnahme an der traditionellen Messe hatte ich das Gefühl, dass ich dem sehr erhabenen und wichtigen Ritus beiwohne und dass hinter diesem Ganzen Aussagekraft, göttliche Gewalt, betendes Anschauen, Zwiegespräch des Priesters mit dem Herren, auf Christus gerichtete Gebete des Priesters, der Gemeinde und der ganzen unseren Kirche, zu sehen sind! Die Erhabenheit, Feierlichkeit und Schönheit, die Größe der Geistigkeit, der Gottessegen — das alles habe ich bei der Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus bekommen«.



Nach der Messe trafen sich alle im Gemeindezentrum zum traditionell russischen Teetrinken mit den Gästen und dem Pfarrer. Gregor Huber berichtet von den Tätigkeiten der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu und Kaplan Thomas antwortet auf Fragen. So wurde ihm Fragen von »wie kann man überhaupt an der Messe teilnehmen, wenn alles in unverständlichem Latein gelesen wird« bis zur Definition der eucharistischen Nüchternheit gestellt.
Der Höhepunkt des Besuches in Kursk war das gesungene Amt am 19. Sonntag nach Pfingsten.

Es begann alles mit dem Asperges und auch der Weihrauch fehlte nicht. Für diese Dienste standen dann auch drei Ministranten zur Verfügung. Allen, die diese Messe besuchten gefiel es sehr, eben auch, wie der Priester mit dem Chor im Dialog stand.

»Für mich, der erst vor kurzem in die Katholische Kirche eintrat, und die Geschichte und das Leben der Katholischen Kirche in allen Details lernen möchte, war es sehr sehr interessant diese Messe ’live’ mitzuerleben. Einige Fragmente habe ich früher nur in ausländischen Filmen gesehen«, teilt Marina Silakova ihre Eindrücke mit. Und weiter: »Außerdem war es sehr interessant und ein freudiges Erlebnis selbst an der Messe mitwirken zu können, indem ich auch mitsang. Der Chor hat für diese Stunden der Messe rund zwei Monate lang geübt und es war nicht vergebens. Die Tridentinische Messe ist eine sehr schöne Liturgie und der Altar sieht besonders schön aus.«

Nach der Liturgie dankten die Gemeindemitglieder und Ordensschwestern Kaplan Thomas für seinen Besuch und der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu für die Organisation. Es soll auch noch hinzugefügt werden, dass die übliche Messe im neuen Ritus von Pfarrer Jan zelebriert wurde, so dass jeder sich seine Messe aussuchen konnte.

»Für mich sind diese Heiligen Messen meine erste Erfahrung mit dem Tridentinischen Ritus. Während und nach der Messe herrschte in der Kirche so eine Atmosphäre und ich konnte mit der ganzen Seele in die Strenge und Erhabenheit dieses Gottesdienstes eintauchen. Ich wünsche mir, dass diese Tridentinischen Messen in Kursk nicht die letzten in unserer Kirche gewesen sein mögen«, erzählte Ella Nurova.

»Wenn wir über diese Messe sprechen, dann müssen wir verstehen, dass die Tradition der Kirche, und das, was sich über hunderte Jahre gebildet hat, niemals vergessen werden darf. Dank der Erlaubnis von Papst Benedikt XVI können wir nun das Kreuzesopfer noch tiefer miterleben, bezeugt Ministrant Ruslan Galzov. — Wir erleben die geheime Transzendenz Christi mit als Der, Der sich uns in der Eucharistie gegeben hat. In der Messe bedeutet die Stille das Gebet zu Gott. Ich hoffe sehr, dass in unserer Gemeinde auch weiterhin die Alte Messe zelebriert wird. Noch einmal möchte ich allen Dank sagen, die an den Vorbereitungen und an den Messen teilgenommen haben. Besonderen Dank auch unseren Schwestern und unseren Pfarrer Jan!«.


»Ruslan Galzov und Rafael Arruda, die zum ersten Mal die Alte Messe ministrierten, dienten mit großer Präzision und Konzentration, — sagte Gregor Huber: für mich, Ministrant seit 1987, war es sehr angenehm mit ihnen zu ministrieren«. Frau Natalija Strelkova fügt hinzu:
»Endlich! Nach einer Pause von 74 Jahren wurden erstmals wieder vom 5. bis 7. Oktober 2012 Messen im überlieferten Ritus zelebriert! Ewiges Vergelt’s Gott Kaplan Thomas, Gregor Huber, Olga Karpova und Vasilij Prusakov, die, trotz ihrer eigenen Belastungen, ihre Freizeit geopfert haben fuer die Vorbereitung der Messe in zahlreichen Übungseinheiten und alles mit Geduld! Ebenso danke ich allen, die mit Wort und Tat zur Realisierung des Projektes beitrugen: Chor, Ministranten, Pfarrer Jan, Schwestern und den Gläubigen, die zur überlieferten Messe kamen!«

Valerij Rjabovol: »Wie kann ein Mensch, der Latein nicht kann, bewusst und mit Verständnis an der Liturgie teilnehmen, wenn es die fremde Sprache ihm nicht ermöglicht, in den Inhalt der Texte einzudringen? Mehrere Male habe ich diese Meinung gehört, die alle Argumente zugunsten des Latein und der Tridentinischen Messe ablehnt. Meine erste Messe war eine ›Stille Messe‹, und in den ersten zehn Minuten versuchte ich, mit dem Gefühl ›der Verwirrung‹ fertig zu werden. Dann konzentrierte ich mich auf das Gebet, dabei fühlte ich mich wie ein Mensch, der unerwartet sehr reich geworden ist und nicht weiß, was mit diesem Reichtum zu tun ist. Allerdings haben die nach der Messe gestellten Fragen und Antworten mir geholfen, dieses Problem zu lösen. Am nächsten Tag nahm ich an der Hl. Messe schon viel tiefer teil. Hier möchte ich sagen, dass ein weiteres Argument der Gegner der Tridentinischen Messe, dass die Teilnehmer des Gottesdienstes ›abwesend präsent‹ sind, völlig sinnlos ist, weil ich doch aus persönlicher Frömmigkeit tief und lang beten will, die göttliche Gnade gewinnen und mir selbst zunutze machen will [zur Bekämpfung meiner Schwächen und zur Entwicklung meiner noch unvollkommenen Tugenden (Anm. G.H.)]. Ich möchte noch gerne folgendes sagen: gerade in diesem Ritus ›wirkt‹ die lateinische Sprache. Hört zu! Man braucht nur ein paar Zeilen zu sagen und man fühlt für sich gleich, dass etwas Besonderes geschieht! Über mich selbst kann ich sagen, dass ich völlig in der Feier und im Gebet aufgegangen bin und das Zeitgefühl verloren habe — auch trotz meines eigenen, sehr unvollkommenen Lateins.«

Die Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu dankt Pfarrer Jan für sein Vertrauen, Gastfreundschaft und Interesse an der überlieferten Heiligen Messe. Die Gesellschaft dankt ebenso Schwester Augustina, die für die Sakristei zuständig ist. Diese drei Tage bleiben nicht nur in angenehmer Erinnerung, sondern fördern auch die Glaubensvertiefung der Gläubigen der Gemeinde.

Noch vor Rückkehr nach Moskau erhielten Gregor Huber und Olga Karpova erste Anfragen von Gläubigen zu einer weiteren Zusammenarbeit und zum Eintritt in die Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu.

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Ansprache zum Requiem am Freitag, Kaplan Thomas Huber, Augsburg
Liebe Gläubige,
die heutige Heilige Messe wird als »Requiem«, als »Missa pro defunctis«, als Totenmesse gefeiert. Das lateinische Wort »Requiem« kommt von »requies«, was »Ruhe, Rast oder Todesruhe« bedeutet. Der Ritus dieser Heiligen Messe ist nicht der Neue Messritus, sondern der überlieferte tridentinische Messritus, die außerordentliche Form des römischen Ritus. Dieser Ritus, der bis 1969 in der katholischen Kirche gefeiert wurde, findet heute wieder Verbreitung.
In diesem Requiem wollen wir besonders der Toten der beiden Weltkriege gedenken. Über 50 Millionen Tote hat allein der Zweite Weltkrieg gefordert. Hier bei Kursk fand die größte Panzerschlacht der Weltgeschichte statt. In Kursk selbst starben über 3000 Zivilisten, 10000 wurden von deutschen Truppen als Zwangsarbeiter verschleppt. Fast 50000 deutsche Soldaten verloren bei dieser Abnutzungsschlacht ihr Leben — auf russischer Seite über 100000. Es ist eine menschliche Tragödie, wenn sich Völker untereinander bekriegen. Es ist eine Tragödie, wenn sich Christen gegenseitig bekämpfen. Krieg ist gegen die Natur des Menschen. Krieg ist von Hass und Ideologie bestimmt.
Für alle Toten der Weltkriege wollen wir nun das Heilige Messopfer darbringen. Wir bitten Gott um die ewige Ruhe für die Armen Seelen, indem sie aus den Gnaden des Heiligen Messopfers schöpfen. Die Gnaden bestehen darin, dass die Verdienste des Leidens unseres Herrn Jesus Christus den verstorbenen Seelen ganz zugewendet werden. So ist die heutige Heilige Messe wirklich eine Messe für die Verstorbenen. Der überlieferte Ritus, die außerordentliche Form drückt das besonders tiefgründig aus: Es wird nicht Psalm 42 zu Beginn des Stufengebetes gesprochen, der ein Freudenpsalm auf Gott ist. Auch im Introitus wird kein »Ehre sei dem Vater« gebetet. Die liturgische Verherrlichung Gottes durch die Kirche verstummt gewissermaßen, denn angesichts des Todes soll und kann nur der Opfertod Jesu Christi der Lobpreis auf Gottvater sein. Es entfällt die Verehrung des Evangeliars durch den Kuss des Priesters und die Segnung des Wassers bei der Gabenbereitung. Beim Agnus Dei spricht man: »Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: dona eis requiem« und beim dritten Mal: »...: dona eis requiem sempiternam«. An dieser Stelle schlägt man sich nicht an die eigene Brust, weil das Lamm Gottes die ewige Ruhe den Seelen im Fegfeuer schenken soll. Sogar der Segen über das Volk am Ende der Messe entfällt, um zu zeigen, dass der Segen der Heiligen Messe ganz den Armen Seelen zugewendet wird. Der überlieferte Ritus macht so deutlich, dass allein Gottes großes Wirken die Armen Seelen retten kann.
Jesus Christus spricht: »Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben« (Joh 11,25). In den Stunden der Tragödien der Menschheitsgeschichte rufen wir uns dieses Wort unseres Herrn in Erinnerung. Er ist unser Schöpfer — wir sind die Geschöpfe. Er allein kann unseren Toten den Platz im Himmel schenken und niemand sonst.
So wollen wir heute in besonderer Weise auch die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria anrufen. Maria ist die neue Eva, die Mutter aller Lebenden geworden. Wir erbitten ihre Fürsprache für die Verstorbenen, für die Armen Seelen im Fegfeuer. Vor dem Thron der Allerheiligsten Dreifaltigkeit steht Maria und legt Fürsprache ein, für die, die noch der Reinigung bedürfen. So bitten wir: »Maria, Mutter aller Lebenden, eile den Armen Seelen mit Deiner Fürsprache zu Hilfe. Entreiße sie den Qualen des Fegfeuers durch deine mütterliche Liebe, damit sie einst mit dir die ewigen Freuden des Himmels erfahren«.

Vladimir
Auf Einladung von Hw. H. Pfarrer Sergij Zuev besuchten Kaplan Thomas und die Leitung der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu die Vladimirgemeinde »Heiliger Rosenkranz der Allerseligsten Jungfrau Maria«.

»Am Anfang meiner Fahrt nach Russland war geplant, dass ich mich nach der Kursk Fahrt einige Tage in Moskau erhole. Jedoch konnten wir die herzliche Einladung von Pfarrer Sergij nicht ausschlagen. Wir bereuen unsere Entscheidung nicht! Was könnte schöner sein, als mit Freunden die Hl. Messe zu feiern«, — erinnert sich Kaplan Thomas.
Kaplan Thomas besucht jährlich seinen Bruder Gregor in Moskau, und möchte natürlich auch andere Städte Russlands besichtigen und natürlich die überlieferte Hl. Messe zelebrieren.

Und so fuhren wir mit dem Zug von Kursk direkt nach Vladimir durch.

Die Heiligen Messen wurden zelebriert am 8. und 9. Oktober. Es ministrierte Gregor Huber. Der Pfarrer nahm nicht nur betend an der Messe teil, sondern las auch gerne die Lesung auf Russisch. Für eine würdige Vollendung der Liturgie stellte Pfarrer Sergij Paramente zur Verfügung, die er auf seine Kosten restaurieren ließ. Sie gelangten als »humanitäre Hilfe« Anfang der 1990er Jahre aus Europa nach Russland.
Kaplan Thomas:
»Ich war sehr berührt, als ich erfuhr, dass die schönen Paramente, mit denen ich in Vladimir zelebrierte dadurch einen Seminaristen vor der Verbrennung (!) gerettet wurden. Der Seminarist versteckte sie damals verbotenerweise unter seiner Matratze! Mit solchen Methoden wollte man nach dem Konzil die Tradition in ihrem Widerstand brechen. Alleine durch den Willen der Vorsehung wurden die Paramente gerettet. Nach nunmehr 40 Jahren Kampf, werden sie erneut ihrer Bestimmung übergeben: zur Zelebration der Messe Aller Zeiten«.

Am Gottesdienst nahmen nicht nur Gläubige teil, die die Alte Messe kennen, sondern auch solche, die zum ersten Mal von der Alten Messe gehört haben. Diese waren auch sogleich interessiert. Ebenso nahmen auch solche teil, die keinen Sinn in der Verbreitung der Alten Messe in Russland sehen.

Nach der Messe blieben dennoch alle noch in der Kirche und so gab es Gelegenheit einige Fragen zu beantworten. Einige, die zum ersten Mal an der priesterlichen Opferhandlung der Messe teilnahmen, fragten sich: »Und was ist mit uns? Warum sangen wir nicht und wiederholten das, was der Chor mit dem Priester singt? Warum liest der Priester das Gebet leise...« usw. Kaplan Thomas antwortete ruhig und geduldig. Er erklärte, dass der Gottesdienst, der durch die Kirche gefeiert wird, gleichzeitig innerlich und äußerlich begangen wird. Darüber hinaus erhielten die Anwesenden Informationen über die Tätigkeiten der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu.

Zwei Ministranten der Gemeinde Hl. Rosenkranz der Allerseligsten Jungfrau Maria äußerten ihren Wunsch in der Alten Messe zu ministrieren. Mit Erlaubnis von Pfarrer Sergij durchliefen beide bei Kaplan Thomas und Gregor Huber eine Ausbildung zum Ministrant in der überlieferten Messe. »Obwohl wir uns noch nicht kannten, bereitete Alexej Rudnizkij, einer der Ministranten, der später auch ministrierte, alles notwendige für eine Zelebration der Hl. Messe vor«, erinnert sich Gregor Huber. Als Kaplan Thomas und ich später in die Sakristei kamen war schon fast alles gerichtet».

»Die Menschen wollen bei Priestern und Diakonen sehen, dass diese durch ihr Verhalten volle Verehrung gegenüber Gott zeigen; das ermöglicht das Unsichtbare zu erkennen, sogar ohne eine Vielzahl von Worten und Erklärungen. Kaplan Thomas vollzog die Hl. Liturgie mit ungewöhnlicher Ehrfurcht, erklärte Frau Raisa Schaulova ihre Eindrücke. — Im Römischen Messbuch von 1962 gibt es Gebete, in denen der Priester tiefe Demut und Hingabe in der realen Gegenwart des Opfers Jesu Christi ausdrückt und durch diese Gebete verstehen wir den Kern dieser Liturgie. Die Gläubigen der Gemeinde Heiliger Rosenkranz der Allerseligsten Jungfrau Maria danken sehr herzlich Kaplan Thomas und der Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu für ihre Mission«.

Die Gesellschaft vom Heiligsten Herzen Jesu darf nun ebenso Pfarrer Sergij für sein Vertrauen, seine Gastfreundschaft und sein Interesse an der überlieferten Hl. Messe danken.

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Predigt zum 19. Sonntag nach Pfingsten, Kaplan Thomas Huber, Augsburg

Liebe Gläubige,
das heutige Evangelium berichtet uns von einem Gleichnis, das Jesus über das Himmelreich erzählt. Das Himmelreich ist wie eine große Hochzeit, zu der viele Eingeladen waren. Einer der Gäste hatte aber kein festliches Gewand an. Darauf wurde er vom Hausherrn des Saales verwiesen, wurde gefesselt und in die Finsternis geworfen.
Man kann fragen: Was hat es mit dem festlichen Gewand auf sich? Was bedeutet das Gewand in diesem Gleichnis? Der hl. Paulus schreibt in seinem Brief an die Epheser: »Erneuert euren Geist und Sinn! Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Legt deshalb die Lüge ab und redet untereinander die Wahrheit« (Eph 4, 23-25a). Wir sollen, so der hl. Paulus den »neuen Menschen anziehen« und die »Lüge ablegen«. Wir sollen neu werden nach dem Bild Gottes. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn die Kirchenväter das Hochzeitsgewand als die Taufgnade bezeichnen. Die Taufe auf Christus ist unser neues Gewand. Durch die Taufe sind wir in unserem Innersten Gott gleichgestaltet. Somit ist es klar: wer in das Himmelreich eintreten möchte, der muss die Taufgnade, die heiligmachende Gnade bewahren bis zum Ende seines Lebens. Dafür muss man aber etwas tun. Durch Gebet, Fasten und Almosen kann die Gnade erhalten werden. Auch werden wir durch einen würdigen Empfang der heiligen Kommunion so mit Christus verbunden, dass wir die Kraft haben, die Todsünde zu vermeiden. Wer aber eine schwere Sünde begangen hat und die heiligmachende Gnade verloren hat, der muss das Sakrament der Versöhnung, die heilige Beichte ablegen. Erst danach ist der Empfang der Kommunion wieder erlaubt.
Liebe Gläubige, wir müssen unsere Taufgnade bewahren und stärken. Der reiche Hausbesitzer, der die Hochzeit für seinen Sohn ausrichtet, hat sich jeden einzelnen der Hochzeitsgäste genau angeschaut — keiner der Gäste ist seinem prüfenden Blick entgangen. Jeder wurde angeschaut, ob er ein Hochzeitskleid trägt oder nicht. So wird es auch im Endgericht sein. Gott wird die Menschen nach ihrer heiligmachenden Gnade befragen. Er wird fragen, ob sie in der Liebe zu Gott und den Menschen geblieben sind oder sich in egoistischen Werken verstrickt haben. Dann wird das Urteil gesprochen. Die einen werden in das Reich Gottes eintreten dürfen, die anderen werden draußen bleiben in der Finsternis. Eine Einladung in das Reich Gottes ist aber an alle ergangen. Christus hat durch seinen Kreuzestod alle Menschen in sein himmlisches Reich berufen. Aber nur wenige wollen dieser Berufung Folge leisten.
Wir wollen aber dem Ruf unseres Herrn Jesus Christus Folge leisten. Am Kreuz sterbend, hat er uns mit dem Vater versöhnt. Vom Kreuz herab hat er uns in sein himmlisches Reich eingeladen. In seinem Gebet für uns »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun« hat er uns die Türe zum Hochzeitssaal weit aufgestoßen. Deshalb ist es für uns wichtig, dass wir Sonntag für Sonntag zu diesem Kreuz kommen, zur Heiligen Messe. In der Heiligen Messe ruft uns Christus in sein ewiges Reich. Im Heiligen Messopfer erneuert er für uns seinen Tod, damit wir in der heiligmachenden Gnade gestärkt werden. So hat die Kirche immer das Heilige Messopfer verstanden, als unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers auf Golgota.
Das Heilige Messopfer ist in seiner Erhabenheit und Schönheit besonders in dem überlieferten römischen Ritus zu erfahren. Die Alte Messe, wie sie auch genannt wird, enthält die gesamte Theologie der katholischen Kirche. Das Kreuzesopfer Jesu Christi, wird in diesem ehrwürdigen Ritus vollkommen dargestellt. Es lohnt sich daher, diesen Ritus kennenzulernen und ihn sich auch anzueignen. Am Anfang ist vielleicht vieles fremd, aber mit der Zeit, wird man die überlieferte heilige Messe als einen unendlichen Schatz entdecken. Ein Schatz für die Kirche, ein Schatz für das eigene geistliche Leben und der Schatz aller Gnaden Jesu Christi.
Liebe Gläubige, die Einladung in das Ewige Reich Gottes wurde durch das Kreuzesopfer unseres Herrn Jesus Christus ein für alle Mal und für alle Menschen ausgesprochen. In jeder Heiligen Messe dürfen wir zu diesem Opfer hinzutreten und aus seinen Gnaden schöpfen. Im heiligen Opfer wollen wir unsere Taufgnade, unser Hochzeitskleid, erhalten und stärken, damit wir einst mit der allerseligsten Jungfrau Maria, mit allen Engeln und Heiligen in das Paradies einziehen dürfen. Das gewähre uns Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.